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Im Winter wie im Sommer ...

24. Jan 2012

Volles Risiko im Forschungs- und Anwendungsslalom

Die Arbeitsweise des ZSI ist sportlich anspruchsvoll wie der Nachtslalom in Schladming: Auch in sprichwörtlich dunkler Nacht wird Leistung gebracht, Haarnadeln und Kurven werden mit Routine, Einsatz und Technik bewältigt. Routine hat das ZSI über 20 Jahre hinweg aufgebaut, den Einsatz bringen engagierte und kompetente MitarbeiterInnen, aber was ist die besondere ‚Technik’? 

Es ist eine Kombination von vier idealtypischen Projektformen – Forschung, Bildung, Beratung und Koordination von Netzwerken – die über längere Zeiträume zusammenhängende Beiträge zur Entwicklung innovativer Praktiken in den Themenfeldern des ZSI (Arbeit und Chancengleichheit, Forschungspolitik und Entwicklung, Technik und Wissen) ermöglichen. Der „Forschungs- und Anwendungsslalom“ illustriert eine Methode des ZSI, verschiedene Arbeitsweisen in einer multifunktionellen Organisation zu verbinden: Der Slalom ergibt sich durch anhaltendes Schwingen zwischen Wissenschaft und Praxis, vom Generieren neuen Wissens durch Forschung zu Formen der Anwendung und Verbreitung von Wissen durch Beratungsdienstleistungen, Bildungsangebote, Netzwerkkoordination – und  wieder weiter zum nächsten Forschungstor. Ohne stabile finanzielle Basis und in Abhängigkeit von Projektfinanzierungen ist das sportliche Bild des Slaloms insofern sehr passend, als die Sturzgefahr  in Form des Scheiterns von Projektanträgen und Bewerbungen bei Ausschreibungen, auch durch Verlust von qualifiziertem Personal und Überlastung der Beschäftigten, außerordentlich groß ist.

Entscheidend ist dabei, trotz Abhängigkeit von Projektfinanzierungen kontinuierliche Kompetenzen in längerfristig relevanten Arbeitsgebieten entwickeln und einsetzen zu können. ‚Längerfristig’ heißt in diesem Kontext, mehrere thematisch zusammenhängende Projekte der unterschiedlichen Typen nacheinander durchzuführen, wobei – überlappend oder anschließend – auf Erfahrungen aus Anwendungsprojekten aufbauend neue Fragestellungen in weiteren Forschungsprojekten behandelt werden.

So hat etwa der Einstieg des ZSI in die Migrationsforschung Mitte der 1990er Jahre mit einer Grundlagenstudie über „Ethnische Ökonomien in Wien“ begonnen, aus der sich Projekte zur Beratung bei Firmengründungen und Schulungen für Familienbetriebe im Zuwanderungsmilieu ebenso ergeben haben wie Bildungsangebote für Schulabschlüsse und Berufsvorbereitung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Forschungsprojekte zu Lebensbedingungen von MigrantInnen in europäischen Großstädten, über Zwangsverheiratung and arrangierte Ehen, die Entwicklung von Indikatoren für Integrationsmonitoring sind weitere Komponenten unserer mittlerweile über mehr als 15 Jahre reichenden multifunktionellen Beiträge zu Problemanalyse und Problemlösung in diesem Arbeitsgebiet.

Die Metapher des (Schi-)Rennens gilt aber nicht nur für Erfolge. Platzierungen, oft genug ‚Blech’ bei  den zahlreichen Calls for Proposal und Niederlagen sind häufiger als Siege oder gar so etwas wie ‚olympische Medaillen’. Jedes Rennen beginnt bei Null und fordert volle Konzentration – egal ob vorher Zeit für Training und Erholung war oder nicht.

So war es im letzten Jahrhundert, so ist es 2012; und so wird es in der nächsten Saison sein.

Josef Hochgerner

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