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Mitarbeiter im Porträt - Wolfgang Haider

2. Feb 2023

Wolfgang Haider ist seit 2015 am ZSI und arbeitet derzeit zu den Themen Klimawandelanpassung und Energiewende.

Wolfgang Haider hat Internationale Entwicklung und Politikwissenschaft an der Universität Wien studiert und ist seit 2015 am ZSI tätig. Aktuell arbeitet er in mehreren Projekten, unter anderem zu den Themen Klimawandelanpassung und Energiewende. Wolfgang koordiniert zudem ein EU-Projekt, das sich mit Policy-Experimenten für die Energiewende in Europa auseinandersetzt.

Wolfgang, kannst du mir kurz beschreiben, wie du ans ZSI gekommen bist?

Gerne! Ich war 2015 nach einem Erasmus-Aufenthalt dabei mein Studium abzuschließen und wollte in die Forschungswelt schnuppern. Während meiner Suche nach Praktikumsmöglichkeiten bin ich dann über eine am ZSI ausgeschriebene Stelle gestolpert. Auf diese Stelle habe ich mich direkt beworben und ich habe recht unerwartet kurz darauf die Zusage erhalten. Heute, sieben Jahre später, bin ich immer noch hier! Es hat auf Anhieb für mich gepasst.

Welchen Hintergrund hast du und was bedeutet dieser für deine wissenschaftliche Forschung?

Neben meinem Bachelor in Politikwissenschaft war es vor allem der Studiengang Internationale Entwicklung an der Universität Wien, der mich geprägt hat. Mir hat es schon im Studium Spaß gemacht verschiedene methodische und theoretische Ansätze zusammenzudenken und auf gesellschaftliche und soziale Herausforderungen zu beziehen. Ich wollte nie nur im "Elfenbeinturm" forschen, sondern mir war die angewandte Seite von Forschung immer wichtig – ohne dabei auf kritische Reflexion und Einordnung zu vergessen. Das passt mit dem ZSI ganz gut zusammen: In unseren Projekten arbeiten wir sehr eng mit Akteur:innen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft.

Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag als Forschender vorstellen? Was motiviert dich?

Also eigentlich läuft selten ein Tag genau gleich ab wie der folgende. Und es kommt immer ganz auf die Tasks an, die gerade in den unterschiedlichen Projekten anstehen. Es ist aber meist ein Mix aus Forschungsarbeit – also zum Beispiel der Planung und Umsetzung von qualitativen Interviews oder die Analyse von Texten und Dokumenten; Wissensarbeit –  zu der ich die Wissensaufbereitung für unsere Kooperationspartner:innen zähle; sowie Projektmanagement-Aufgaben – und damit zum Beispiel interne und externe Koordinationstätigkeiten. Genau diese Vielfalt macht für mich auch den Reiz der Arbeit aus. Einerseits die Verankerung in aktuellen (sozial)wissenschaftlichen Diskursen, andererseits die Übersetzung dieser in die Praxis und den "nichtakademischen Raum". Ich glaube, daran scheitert es oft, aber gerade aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen – Stichworte: Klimawandel, Energiewende oder Gesundheitskrise – braucht es da meiner Ansicht nach ganz dringend eine Optimierung von Wissensflüssen.

In deinen Projekten stehen Klimawandel und -adaption sowie die Energiewende im Fokus. Wie tragen deine Projekte zur Bewältigung gegenwärtiger Probleme konkret bei?

Wie schon erwähnt versuchen wir Wissensbestände für unterschiedliche Zielgruppen anwendbar zu machen. Das heißt, wir forschen zu einem Thema – wie zum Beispiel im Falle von SIAMESE zur Rolle von zivilgesellschaftlichen Initiativen im Rahmen der Klimawandelanpassung – und versuchen dann das Wissen so aufzubereiten, dass relevante Zielgruppen besser informiert werden und auf dieser Basis auch besser informierte politische Entscheidungen getroffen werden können. Politiker:innen erhalten eine Entscheidungsgrundlage und erfahren, wie sie solche Initiativen fördern und unterstützen können. Damit wollen wir auch unseren Teil zu einem Leben in einer nachhaltigeren Welt beitragen. Gleichzeitig wollen wir aber auch den zivilgesellschaftlichen Initiativen etwas zurückgeben und das Wissen, das wir beispielsweise durch die Analyse von Erfolgsfaktoren für das Gelingen eines Projektes gewinnen, weitergeben und anwendbar machen. In einem anderen Projekt – RIPEET – geht es uns darum, dass wir die Zivilgesellschaft stärker in die Energiewende einbeziehen wollen. Natürlich brauchen wir auch immer die großen Player wie Energieversorgungsunternehmen oder politische Institutionen. Aber gerade im Bereich der erneuerbaren Energien braucht es darüber hinaus Initiativen wie Energiegemeinschaften, um die Wende zu schaffen. Wir setzen uns mit verschiedenen Organisations- und Innovationskonzepten auseinander und versuchen, einen besseren Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu erreichen, um schließlich gemeinsam an den regionalen Herausforderungen im Energiebereich zu arbeiten. Dies macht auch die großen globalen Zielvorgaben im Bereich der Energiewende in regionalen und lokalen Kontexten greifbar, erfahrbar und umsetzbar.

Betreffend des von dir genannten Stichwort der Innovationskonzepte: Du beschäftigst dich in deinen Projekten ja auch mit sozialen Innovationen. Was heißt das eigentlich?

Soziale Innovation begleitet mich als Thema tatsächlich in den meisten meiner Projekte. Auf der ZSI-Website findet sich ja eine ganz schöne Definition: „Soziale Innovationen sind neue Konzepte und Maßnahmen, die von betroffenen gesellschaftlichen Gruppen angenommen und zur Lösung sozialer Herausforderungen genutzt werden.“
Im Prinzip geht es darum, dass wir unsere gesellschaftlichen Herausforderungen nicht nur mit neuen Technologien lösen werden können. Es braucht eben auch eine angepasste, eine neue soziale Praxis – Handlungsweisen und soziale Interaktionen zwischen verschiedenen Akteur:innen – die auf diese Herausforderungen reagiert. Sei es zum Beispiel die Energiegemeinschaft im Bereich der Energiewende oder der genossenschaftliche, regional verankerte, verpackungslose Einkaufsladen. Ganz oft geht es dabei um eine kreative Kombination von Altem und Neuen, aus der eine soziale Initiative entsteht, die auch nachhaltig Bestand hat – eine soziale Innovation eben.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!