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Veranstaltungen

Forschungsvielfalt

Bessere Rahmenbedingungen gewünscht!

Bereich: Institut

Datum: 20. Juni 2023

Im Rahmen der Veranstaltung "Forschungsvielfalt - Bessere Rahmenbedingungen gewünscht!" wird eine Studie, die vom ZSI im Auftrag der Fachhochschulkonferenz auf Initiative der Aktionsplattform "Forschungsvielfalt", seitens der ZSI-Mitarbeiterin Katharina Koller vorgestellt.

Kurzfassung:

Die österreichische Forschungslandschaft ist in vielerlei Hinsicht von Vielfalt geprägt, welche einen wesentlicher Faktor für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Österreichs darstellt. Anwendungsorientierte Forschung, sei sie von Fachhochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen, ist ein wesentlicher Teil dieser vielfältigen Landschaft, die zu Innovationen und Lösungen gesellschaftlicher Problemstellungen beiträgt. In der öffentlichen Wahrnehmung geht die Bedeutung anwendungsorientierter Forschung, die nicht von den Universitäten stammt, jedoch oft unter. Umso wichtiger ist es, ihre Relevanz und die damit verbundenen umfassenden Aktivitäten der Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen darzustellen, jedoch auch die Problemlagen und Herausforderungen, die sich ergeben, zu erfassen, um sie im Anschluss adäquat bearbeiten zu können.

Die Initiative: Forschungsvielfalt bietet anwendungsorientierter und außeruniversitärer Forschung in Österreich eine Organisationsmöglichkeit, wodurch Interessen, Bedürfnisse und Forderungen kanalisiert, um sie in konstruktiven Lösungsprozessen in Lösungsvorschläge umzuwandelnDie durchgeführte Umfrage und der vorliegende Ergebnisbericht dienen der Erfassung dieser Aspekte; im Zuge dessen haben sich die folgenden wesentlichen Erkenntnisse ergeben.

  1. Vielfalt. Die Organisationen, welche die Initiative: Forschungsvielfalt unterstützen, sind selbst von großer Vielfalt geprägt. Dies zeigt sich hinsichtlich Organisationstyp, Größe, Tätigkeitsbereiche, umgesetzte Projekte sowie Tätigkeiten im Ausland.
  2. Ähnliche Finanzierungsquellen. Die drei wichtigsten Fördergeber:innen sowie Auftraggeber:innen sind trotz ihrer Vielfalt für alle Organisationen gleich und sind einerseits die FFG, Bundesländer und EU-Programme, andererseits der nationale öffentliche Sektor und nationale Unternehmen.
  3. Vielschichtiger Mehrwert. Die Unterstützer:innen der Initiative tragen durch eine Vielzahl an Aktivitäten zum gesellschaftlichen und sozialen Mehrwert ihrer Forschung bei und fördern den Wissenstransfer auf hohem Niveau. Die Zusammenarbeit mit Firmen, aber auch mit öffentlichen Einrichtungen und NGOs zur Entwicklung neuer Produkte, Prozesse und Praktiken, das Netzwerken mit Praxispartner:innen sowie das Bespielen von Medien, um neues Wissen weit zu disseminieren, werden von allen befragten Organisationen häufig realisiert.
    • Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind besonders intensiv tätig bei Kooperationen mit Firmen, Netzwerken mit Praxispartner:innen sowie Beiträgen in den Medien.
    • Sonstige Organisationen, was u.a. Unternehmen oder Vereine umfasst, zeichnen sich neben den genannten Aktivitäten durch das Organisieren von Veranstaltungen für ein nicht-akademisches Publikum sowie der Beratung von öffentlichen Einrichtungen und NGOs aus.
  4. Ungleicher Wettbewerb. Fast alle Befragten sehen jedoch ihre Organisation gegenüber Universitäten von Seiten der Politik strukturell benachteiligt. Der Wettbewerb zwischen staatlich hoch subventionierten und den wenig bis gar nicht subventionierten Forschungsrganisationen wird als verzerrt empfunden; entsprechend ist aus Sicht der Befragten keine Chancengleichheit gegeben.
    • Besonders stark wird dies von den Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen empfunden.
    • Bei den sonstigen Organisationstypen (Unternehmen, Vereine, Stiftungen) zeigt sich ein ausgewogneres Bild in Bezug auf die Einschätzung derChancengleichheit. Zudem finden einige, dass auch anwendungsorientierte Forschung von der Politik gegenüber Grundlagenforschung bevorzugt behandelt wird.
    • Die empfundene Ungerechtigkeit ändert aber nichts an der grundsätzlichen Kooperationsbereitschaft der Fachhochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Vereine, Unternehmen etc.; fast alle Befragten meinen sogar, dass Kooperationen mit Universitäten strukturell besser gefördert werden sollten.
  5. Berücksichtigung der Interessen. Es besteht ein großer Bedarf an besserem Lobbying oder einer organisierten Interessensvertretung, da viele der Befragten die Interessen, insbesondere der außeruniversitären Forschungseinrichtungen, nicht ausreichend berücksichtigt sehen. Mehr als die Hälfte der Befragten spricht sich für den Aufbau einer gemeinsamen Dachorganisation der außeruniversitären F&E-Einrichtungen in Österreich aus. Dies sehen alle in der Befragung vertretenen Organisationstypen, also auch die Fachhoschulen, ähnlich.
  6. Ausbau von Förderungen. Ebenso wird der Bedarf nach mehr Forschungsförderung für anwendungsorientierte Forschung von Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie für den Innovationstransfer artikuliert; zusätzlich wird eine Erhöhung der Overhead-Förderquote gefordert.
  7. Finanzierung als größte Schwierigkeit. Die Organisationen nennen ihre Finanzierung als größte Herausforderung. Dies umfasst die generelle Grundfinanzierung der eigenen Organisation genauso wie Overhead-Kosten und Forschungsinfrastruktur. Auch wird der Zugang zu Förderungen und Aufträgen aufgrund der starken Konkurrenz um Drittmittel mit hohen Ablehnungsquoten als schwierig dargestellt. Fragen der Finanzierung werden von Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen als herausfordernder wahrgenommen als von Unternehmen, Vereinen oder Stiftungen. Eine weitere wesentliche Herausforderung ist die Suche nach qualifiziertem Personal.
  8. Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wünschen sich von der Politik langfristige strukturelle Finanzierungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung ihrer Organisationen sowie eine verstärkte Sichtbarkeit ihrer Arbeit. Von der Wirtschaft wird mehr Mut zu Innovationsprojekten und Nachhaltigkeitsmaßnahmen sowie zu langfristigen Kooperationen gefordert. An Universitäten wird erstens der Wunsch gerichtet, Kooperationen zu verstärken und zweitens, Bewusstsein für Umwelt, Nachhaltigkeit und dem Umgang mit Forschungsgeldern in den Curricula als akademische Basiskompetenzen zu verankern. Zuletzt wünschen sich die außeruniversitären Forschungseinrichtungen von Verantwortlichen in der kompetitiven rForschungsförderung eine langfristigere und höhere Projektfinanzierung, eine bessere Abdeckung der Overheadkosten, eine Reduktion der Bürokratie, sowie eine verstärkte internationale Ausrichtung.
  9. Fachhochschulen artikulieren an die Politik das Bedürfnis nach Basisfinanzierung, Basisinfrastruktur, der Gleichbehandlung mit Universitäten sowie einer besseren Sichtbarkeit. An die Wirtschaft formulieren die Fachhochschulen den Wunsch, Kooperationen zu intensivieren sowie besser hinsichtlich der Verwertung von Forschungsergebnissen zusammenzuarbeiten. An Universitäten wird der Wunsch gerichtet, in der Forschung und Entwicklung kollaborativ und fair zusammenzuarbeiten. Adressiert an die Verantwortlichen in der Forschungsförderung nennen die Fachhochschulen, ähnlich wie die außeruniversitären Forschungseinrichtungen, eine höhere und langfristigere Finanzierung als Wunsch. Zusätzlich sollen Förderprogramme spezifisch für Fachhochschulen eingerichtet werden.
  10. Sonstige Organisationen (Unternehmen, Vereine, Stiftungen) wollen von Seiten der Politik eine stärkere Förderung in systemkritischen Bereichen und fordern unabhängige F&E-Ansprechpartner:innen in den Bundesländern. An die Wirtschaft wird der Wunsch gerichtet, flexible und kreative Geschäftsmodelle für die Zusammenarbeit zu entwickeln sowie die Abstimmung zwischen F&E-Akteur:innen zu verbessern. Verantwortliche der Universitäten sollen ihre Forschung hin zu einem besseren Praxisbezug und mehr Relevanz für Unternehmen ausrichten und sich verstärkt an der Dissemination und dem Transfer von Forschung beteiligen. Von Verantwortlichen in der Forschungsförderung wünscht man sich mehr Förderungen für Kooperationen und mehr Budget für F&E-Programmen sowie eine Reduktion der Bürokratie.

Typ: Veranstaltungen anderer Institutionen

Organisator: acr, Fachhochschulkonferenz, Initiative Forschungsvielfalt

Veranstaltungsort: The Social Hub, Auditorium, Nordbahnstraße 47, 1020 Wien

Kontakt: office@forschungsvielfalt.at

Webseite: https://www.forschungsvielfalt.at/

Involvierte ZSI-Mitarbeiter/innen:

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